Professjubilare von St. Ottilien blicken auf bewegte Zeiten zurück

Nicht nur durch grüne Auen

ST. OTTILIEN – Die Gemeinschaft der Missionsbenediktiner hat ihre Professjubilare gefeiert. 13 Brüder und Patres, davon zehn in Anwesenheit, blickten auf 70, 65, 60, 40 und 25 Jahre ihres Wirkens zurück. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst, den Erzabt Wolfgang Öxler in Konzelebration mit Pater Franziskus Köller und Pater Tassilo Lengger feierte, von der Chorschola der Abtei unter Leitung von Pater Vianney Meister.

Erzabt Wolfgang bedauerte die Abwesenheit der beiden 70er-Jubilare, Pater Andreas Hug und Pater Damian Milliken. Sie konnten aus Altersgründen nicht anreisen. Pater Andreas ist seit 1959 Missionar in Tansania, wo er als Seelsorger und Pfarrer tätig war, auch lange Jahre als Prior des Klosters Uwemba, in dem er heute noch lebt. Pater Damian wirkt ebenfalls in Tansania: In Mazinde Juu leitete er die Mädchenschule, die es Mädchen aus armen Verhältnissen ermöglicht, eine Schulbildung zu erhalten, die auch zum Studium befähigt.

Aus gesundheitlichen Gründen konnte Pater Winfried Mayer (ein 60er-Jubilar), der seit einigen Jahren in der Gemeinschaft in St. Ottilien lebt, den Gottesdienst nicht mitfeiern. Pater Winfried war lange Jahre Erzieher im Internat in Laup-
heim, Pfarrer von Ockenheim, Pfarrer in Greifenberg und drei Jahre Pilgerseelsorger im Kloster Tabgha in Israel.

„Die Berufung, sie ist und bleibt ein wunderbares Zusammenspiel von Gott und den Menschen“, betonte Pater Franziskus in der Festpredigt. „Oftmals ist nicht zu ergründen, was der Auslöser war: Die Begegnung mit einem besonderen Menschen, ein tiefgreifendes Ereignis, eine Stelle im Evangelium – Gott bedient sich vieler Möglichkeiten, seinen Ruf vernehmlich zu machen.“ 

„Jesus greift nach einem Menschen, sagt, mit dir will ich gehen, auf dich setze ich. So stand es auch wohl am Anfang eures Ordenslebens“, erläuterte Pater Franziskus. „Aber dann beginnt die lange Strecke durch den klösterlichen Alltag, nicht nur grüne Auen. Es gibt auch Wüstenwanderungen, Durststrecken und Müdigkeit. Ergriffen zu sein vom Herrn ist das eine, festzuhalten an ihm und seiner Treue das andere.“

Gelübde erneuert 

Vor dem Erzabt, den Mitbrüdern und Gästen erneuerten die Ordensjubilare ihre Gelübde. Im Anschluss an die Messe trafen sich Familien, Freunde und Bekannte im Garten des Exerzitienhauses mit den Jubi-
laren, um zu gratulieren. 

Pater Beda Hornung (65er-Jubilar), Jahrgang 1937, stammt aus Gilching. Er war Seelsorger und Missionar in Südafrika, 46 Jahre in der Abtei Güigüe in Venezuela sowie vier Jahre auf dem Jakobsberg (Bistum Mainz). Seit einem Jahr lebt er wieder in St. Ottilien. Er betreibt einen Blog in Spanisch im Internet, der aber etwas brachliegt. Auf die Frage, ob es ihm schwerfalle, nach so langer Zeit wieder hier zu sein und zu bleiben, antwortet er: „Nein, überhaupt nicht. Gott will mich hier haben und da bin ich. Und wer weiß, vielleicht geht ja irgendwann auch mein Blog wieder weiter.“ 

Weitere Jubilare, die ihre 65-jährige Profess feierten, sind Pater Martin Trieb, Bruder Gerold Sirch und Bruder Robert Stöckl. Pater Martin war lange Jahre für die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit der Abtei zuständig. Er drehte Missionsbeiträge, die bereits im Bayerischen Rundfunk gezeigt wurden.

Bruder Gerold war 36 Jahre lang Klosterkoch, Mitglied der Brüderblaskapelle und begeisterter Sportler, zudem Mitglied der Klosterfeuerwehr. Bruder Robert, ehemaliger Spenglermeister, ist ebenfalls Mitglied der Klosterfeuerwehr. Im Ruhestand pflegt er die Kräuter und Blumen im Kloster.

Ihre Profess vor 60 Jahren feierten Bruder Leonhard Steuer, Pater Volker Bodenmüller und Pater Claudius Bals. Bruder Leonhard bildete als Gärtner in St. Ottilien viele Lehrlinge aus und kümmert sich liebevoll um die Rosen der Abtei. Pater Volker war 47 Jahre Missionar in Tansania. Er baute dort Häuser für einheimische Lehrer sowie Werkstätten und die Trinkwasserversorgung für drei Dörfer. Seit einigen Jahren ist er zurück in St. Ottilien.

Pater Claudius ist vielen bekannt als ehemaliger Prior der Erzabtei und Autor einiger Bücher spirituellen Inhalts. 30 Jahre war er Leiter des Exerzitienhauses und Betreuer der Oblaten von St. Ottilien.

Auf 40 Jahre blicken Bruder Konrad Koller und Pater Gerhard Lagleder zurück. Bruder Konrad war Metzger in der Klostermetzgerei und arbeitet nach einer Umschulung jetzt in der Klosterbäckerei. Er war Mitglied der Klosterfeuerwehr und besitzt den schwarzen Gürtel in Taekwondo, worin er auch einige Jahre Schüler ausgebildet hat.

Pater Gerhard, Missionar in Mandeni (Südafrika), war gerade auf Heimaturlaub und flog am nächsten Tag zurück zu seiner Wirkungsstätte. Dort hat er ein Aidszentrum für Kinder, Erwachsene und Alte aufgebaut, das international unterstützt wird und zu den Maltesern gehört.

Der Jüngste der Jubilare, Pater Tassilo Lengger, Konzelebrant beim Festgottesdienst, feierte seine 25-jährige Profess. Pater Tassilo (Jahrgang 1970) stammt aus Peißenberg, ist Dekanatsseelsorger für das Katholische Landvolk, Seelsorger der Pfarreiengemeinschaft Egling/Paar und Mitglied der Klosterfeuerwehr. Bis 2019 war er Leiter der Landwirtschaft und ist derzeit im Vorstand des Ehemaligenvereins der Landwirtschaftsschüler. Seit einigen Jahren ist er Gemeinderat in Eresing, wo er gerne die Belange der Erzabtei St. Ottilien vertritt.

Gabriele Rabl

06.08.2023 - Bistum Augsburg